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E.
Städtische Oberrealschule
mit
Reform-Realgymnasium
i.
zu Elbing.
Beilage
zum
Jahresbericht
über das Schuljahr 1911112,
Inhalt:
1.
Zur
Vorgeschichte des Neubaus.
Von Direktor
Hermann
Kantet.
2. Baubeschreibung.
Von
dem
Architekten Arnold
Silbersdorf.
=§§=
ELBING
Buchdruckerei Reinhold
Kühn
1912.
C
Landes-
u Sladt-Bibl.
Düsseldorf
1912. No. 57.
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1. Zur Vorgeschichte
des
Neubaus.
Die städtische
Oberrealschule
Elbings,
vorher
Realgymnasium,
noch früher Real¬
schule
I. 0.,
war seit langem
in einem Gebäude in der
Kalkscheunstrasse
untergebracht,
das ursprünglich
nicht
zu Schulzwecken
bestimmt
gewesen
war,
sondern
einem Fabrik¬
betriebe
gedient
hatte.
Mit
der
Zeit war
dieser
Bau hygienisch
und unterrichtlich
un¬
zulänglich
geworden:
die
Klassenräume
waren
zu
niedrig,
nur
mangelhaft
beleuchtet
und ventiliert
und
boten nicht genügenden
Luftraum;
unterrichtlich
entsprachen
besonders
die technischen
Unterrichtsräume
und -Einrichtungen
nicht
mehr
den
Forderungen
der
Neuzeit.
Die
reichhaltigen
Sammlungen
kamen
nicht
zur
Geltung;
sie
waren
wegen
Raummangels
nicht
übersichtlich
aufzustellen
und konnten
darum
nur unvollkommen
für
den Unterricht
ausgenützt
werden.
—
Als
am
Anfange
des Jahrhunderts
nach Anerkennung
der Gleichwertigkeit
und
Gleichberechtigung
aller
höheren
Schulgattungen
die Frequenz
der
Anstalt
stieg,
mussten
für
neugegründete
Klassen
die
nötigen
Räume
in
den
als
Wohnhäuser
eingerichteten
städtischen
Gebäuden
neben
der
Schule
geschaffen
werden,
die Unterrichtszwecken
nicht
genügten
und nur
als dürftigster
vorübergehender
Notbehelf
gelten
konnten.
Ausserdem
verteilte
diese
Einrichtung
die
Schule
auf
drei
getrennte
Gebäude, was die Übersichtlichkeit
des Unterrichtsbetriebes
empfindlich
schädigte.
Diese
Verhältnisse
verhalfen
allmählich
der
Ãœberzeugung
zum
Durchbruch,
dass
nur
durch
einen
Neubau
den
vorhandenen
Übelständen
abgeholfen
und
der Schule
die
Möglichkeit
weiterer
Entwicklung
verschafft
werden
könnte.
Im Jahre
1906 begannen
die Erwägungen
über
den Neubau
festere
Formen
an¬
zunehmen.
Um ein von dem Direktor
aufgestelltes vorläufiges
Bauprogramm
nachzuprüfen,
unternahmen
im
Laufe
dieses
Jahres
die
Herren
Oberbürgermeister
Geheimrat
Elditt,
Stadtbaurat
Braun
und
Direktor
Kantel
Informationsreisen,
auf
denen
Schulbauten
in
Danzig,
Graudenz,
Berlin,
Charlottenburg,
Steglitz,
Zehlendorf,
Barmen,
Elberfeld
und
Düsseldorf
besichtigt
wurden.
Auf
Grund
der
dabei
gesammelten
Erfahrungen
wurde
das endgiltige
Programm
aufgestellt
und genehmigt.
Nachdem so über
die Notwendigkeit
und
den Umfang des Schulneubaus
ein fester
Beschluss
gefasst
war, erhob
sich ein
Widerstreit
der Meinungen
über
den Bauplatz.
In
Frage
kam
der
der
Stadt
gehörige
Platz
in
der
Kalkscheunstrasse
neben
dem
alten
Schulgebäude
und ein Gelände
zwischen
Altstädtischer
Grünstrasse
und
Bismarckstrasse,
das
der
Kirchengemeinde
von
St. Annen
gehörte.
Nach mannigfachen
Schwierigkeiten
und
Schwankungen
wurde
schliesslich
der
letztere
Platz
für
30
000 M
angekauft
und
endgiltig
für den Bau bestimmt.
Nunmehr
konnte
das
Bauprojekt
selbst
in
Angriff
genommen
werden.
Zur
ä fi
Erlangung
geeigneter
Entwürfe
wurde
zu
Beginn
des Jahres
1909 ein Wettbewerb
aus¬
geschrieben,
für
den
drei
Preise
von
3000,
1800 und
1000 M ausgesetzt
waren.
Das
Preisrichterkollegium
bestand
aus
folgenden
Herren:
A. Techniker:
1.
Königl.
Baurat
Professor Carsten-Danzig-Langfuhr.
2.
Regierungs-
und Baurat Ehrhardt-Danzig.
3.
Königl.
Kreisbauinspektor
Michaelis-Elbing.
4. Zimmermeister
und
Stadtverordneter
Wegmann-
Elbiug.
5.
Stadtbaurat
Braun-Elbing.
—
Stellvertreter:
Stadtbaurat
Kleefeld-Thorn.
B.
Niohttechniker:
1.
Oberbürgermeister
Geheimer
Regierungsrat
Elditt.
2.
Stadt¬
verordnetenvorsteher
Sanitätsrat
Dr.
Bleyer.
3. Königl.
Gymnasialdirektor
Dr. Gronau.
4.
Oberrealschuldirektor
Kantel.
—
Stellvertreter:
StellvertretenderStadtverordnetenvorsteher
Justizrat
Diegner
— sämtlich
aus Elbing.
I
Es
waren
63
Arbeiten
eingegangen,
unter
denen
dem Entwurf
der Architekten
Rang
und
Silbersdorf
in
Berlin-Schöneberg
der
erste
Preis
zuerkannt
wurde.
Dieser
Entwurf
wurde
von den städtischen
Körperschaften
auch
zur
Ausführung
bestimmt.
Zur
Ausarbeitung
des
eigentlichen
Projekts
und
für
die besondere
Bauleitung
trat Architekt
Arnold
Silbersdorf
am 1. Dezember
1909 für
die Dauer
des Baus in städtische
Dienste. —
Zur
Beratung
und
Entscheidung
von
Einzelfragen
während
der Bauausführung
wurde
eine
Baukommission
aus
Mitgliedern
des
Magistrats
und
der Stadtverordneten
gebildet,
der folgende
Herren
angehörten:
1. Oberbürgermeister
Geheimer
Regierungsrat
Elditt,
später
Erster
Bürgermeister
Dr.
Merten.
2. Bürgermeister
Sausse,
später
Bürgermeister
Dr.
Schaller.
3. Stadtrat
Haensler,
später
Stadtrat
Wiedwald.
4.
Stadtbaurat
Braun.
5. Stadtverordneten Vorsteher Sanitätsrat
Dr. Bleyer.
6. Stellvertretender
Stadtverordneten¬
vorsteher Justizrat
Diegner.
7.
Rentier Breitenfeld, später Kaufmann
A.
Wiebe.
8.
Gymnasial¬
direktor
Dr. Gronau.
9. Rentier
H.
Janzen.
10. Oberrealschuldirektor
Kantel.
11. Kauf¬
mann
Kühnapfel.
12. Uhrmacher
Mulack.
13. Doichrentmeister
Pudor.
14. Kaufmann
P. Tochtermann,
später
Rentier
F. König.
15. Zimmermeister
Wegmann.
Nach
diesen
Vorbereitungen
wurde
der Bau am 28. Juni
1910 begonnen
und im
Frühjahr
1912 vollendet.
—
Ostern
1912 ist
er
von
der Schule,
die inzwischen
iu
die
Umwandlung
zu
einem
Reform-Realgymnasium
mit
Realschule
eingetreten
war,
mit
15
Klassen
der Hauptanstalt
und
4 Vorschulklassen
(407+141 Schülern)
und einem Lehr¬
körper
von
23 Lehrern
im
Hauptamt
in
Gebrauch
genommen
worden.
Möge
es
der
Schule
beschieden
sein,
auch
in dem neuen
Heim tüchtige
Arbeit
i
zu leisten.
Der
Direktor: H.
Kantel.
2.
Baubeschreibung.
Bauplatz und Gesamtgruppierung.
Der
von
der
Stadtgemeinde
Elbing
für
den
Schulneubau
gewählte
Platz
liegt
zwischen
der
Moltkestrasse
und
der
Altstädtischen
Grünstrasse.
Er
hat eine] Grösse von
rd. 7585 qm.
Hiervon
entfallen
auf
den
Schulhof
allein
rd. 3000 qm.
Der
botanische
Garten,
der an
der Südseite
des Grundstücks
belegen
ist, hat eine Grösse von rd.
1000
qm.
Für
die
Gruppierung
des
Schulhauses
auf
dem
Grundstück
waren
folgende
Gesichtspunkte
massgebend:
1. die
Anlage
sollte
bei
zweckmässiger
Verteilung
der Räume eine leichte Übersicht¬
lichkeit
des ganzen
Schulbetriebes
gewährleisten;
2. die
Klassen
sollten
möglichst
nur
nach
Westen,
der
für
Schulzwecke
am besten
geeigneten
Himmelsrichtung,
liegen,
weil
bei
dieser
Anordnung
die
Schulräume
während
der unterrichtsfreien
Nachmittagsstunden
volle Sonnenbestrahlung
erhalten.
Ausnahmen
hiervon
bilden
der
Zeichensaal
und
das Physik-Lehrzimmer;
ersterer sollte nach Norden, letzteres nach Süden liegen.
Das Gebäude umfasst einschliesslich der Turnhalle eine bebaute Fläche
von 2338 qm.
Die Höhe
des
Nordflügels
beträgt
14,85 m.
Da sich
der Sohulhof
vom Nordflügel
zur
Grünstrasse
gleichmässig
senkt,
vergrössert
sich
die
Höhe am Klassenflügel
auf durch¬
schnittlich
15,35 m.
Der Fussboden
des Untergeschosses
liegt 0,50—1,00 m unter Terrain.
Die Geschosshöhen
betragen
von
Fussboden
bis Fussboden
gemessen
im Unter-
geschoss
3,15 m, in den übrigen
Geschossen
4,23 m.
Verteilung der Räume.
Die Anordnung
der Klassen
und sonstigen
Schulräume
ergibt sich aus folgendem:
Das
Untergeschoss
enthält
neben
der
Turnhalle
mit
ihren
Nebenräumen
die
Dienstwohnung
und
den Amtsraum
für den Schuldiener,
die Räume für den biologischen
Unterricht,
die
Heizungsanlage
mit
anschliessendem
Kohlenkeller,
die
Räume
für
den
in
Aussicht
genommenen
Handfertigkeitsunterricht,
einen
Fahrradraum
sowie
mehrere
Reserveräume.
Im Erdgeschoss
liegen:
Das Lehrersprechzimmer,
die Lehrerbibliothek,
Samm-
lungs-
und Lehrzimmer
für
den naturwissenschaftlichen
Unterricht,
die Lehrergarderobe,
das Lehrerzimmer
und
das Konferenzzimmer,
sowie 7 Klassenräume.
Das
erste
Obergeschoss
enthält
das Amtszimmer
des
Direktors,
welches
durch
eine Tür mit der Direktorwohnung
in
Verbindung
steht,
nebst
Vorzimmer,
die Räume
für
den Physik-
und
Chemieunterricht,
den Kartenraum
und
6 Klassen.
Im zweiten Obergeschoss
liegen:
Der
Festsaal,
der
Gesangsaal,
der
Zeichensaal
mit
anschliessendem
Modellraum,
die
Schülerbibliothek
und 7 Klassenräume.
Im Dach-
geschoss ist neben dem Aufgang zum Turm ein Arbeitszimmer für Lehrer ausgebaut
worden.
Die Plattform
des
Turmes,
die
für
den
Unterricht
in
der Heimatkunde
und für
astronomische
Lehrzwecke
benutzt
wird,
liegt
32,5 m
über
dem umgebenden
Gelände-
Eingänge und Treppen.
Der Haupteingang
befindet
sich
an
der Moltkestrasse.
Eine
5,0 m breite
Durch¬
gangshalle
verbindet
den Schulhof
mit
der
Strasse.
In
dieser
Halle liegen:
Der Haupt¬
eingang
zur
Schule und
die Eingänge
zur
Direktor-
bezw. Schuldienerwohnung.
Vom
Schulhofe
führen
2 weitere Eingänge
in das Schulgebäude.
In
unmittelbarer
Nähe
der
Eingänge
liegen
die
drei Treppen,
welche
eine Breite
von 2,50 bezw. 1,70 bezw.
1,60 m
aufweisen.
Die Treppenstufen
sind
durchweg
aus Kunststein
hergestellt
und mit eisernen
Vorstossschienen
versehen.
Die Auftritte
und Podeste
sind mit Linoleum
belegt.
Flure.
Die Flure
sind im Erdgeschoss
3,0
m, in den beiden Obergeschossen
3,13
m
breit;
auf denselben
sind die Garderoben
für
die Schüler
untergebracht.
In
jedem
Stockwerk
ist
im Mittelteil
des Klassenflures
ein Trinkbrunnen
mit 3 Trinkstellen
vorhanden.
Vor
*
der
Haupttreppe
erweitert
sich
der
Flur
zu
einer
geräumigen
Halle.
Die
Decken
der
Korridore sind massiv (System Oracoanu) ausgeführt.
Der Fussboden
ist mit
Linoleum belegt.
Klassen.
Die Klassen
liegen
fast
sämtlich
nach Westen.
Sie haben
eine Mindesttiefe von
6,30 m, die sich in einzelnen Klassen
bis auf 6,63 m vergrössert.
Die
Länge
beträgt
für
die Unter-
und Mittelstufe 8,10 bezw. 7,70 m, für die Oberstufe
6,50 m.
Die Fensterfläche
beträgt
rd.
2/
9
der Grundfläche.
Die Decken
der Klassenräume
sind ebenfalls massiv nach
System, Cracoanu
hergestellt.
Der Fussbodenbelag
wird
durch
Linoleum
gebildet.
Die Schulbänke
sind nach
System Zahn
ausgeführt.
Ferner
sind in den Klassen
an
weiteren
Ausstattungsgegenständen
vorhanden:
Ein
Lehrerpult
mit Podium und
Sitz,
eine Schiebetafel,
ein Klassenschrank
und
eine Vorrichtung
zum Aufhängen
von Karten.
In jeder
Klasse sind
ferner
an der Decke
eine Windrose,
an einer
Längswand
ein senk¬
rechter
Massstab
von
2,0 m Höhe
und
ein Quadratmeter,
eingeteilt
in Quadratdezimeter
bezw. Quadratzentimeter,
aufgemalt.
Turnhalle.
Die Turnhalle
ist
11,00 m
breit,
22,00 m lang
und
im Lichten
6,0 m hoch.
An
Nebenräumen
sind
ein kleines
Lehrerzimmer,
ein Geräteraum,
eine grosse
Kleiderablage
mit
einem
nach
Klassen
eingeteilten
Turngarderobenschrank
und
einem
sechsteiligen
Waschtisch
und ferner
eine Empore
für Zuschauer
vorhanden.
Die Turnhalle
steht durch
einen gedeckten
Gang
mit dem Schulgebäude
in Verbindung;
ein weiterer
Zugang
führt
von
der
Treppe
am
Nordende
des Klassenflügels
direkt
in die Kleiderablage.
Für
den
Fussboden
der Turnhalle
und des Geräteraumes
ist Korklinoleum
verwendet
worden.
Festsaal.
Der
Festsaal
liegt
im
2. Obergeschoss.
Er
wird
von
der
Haupttreppe
durch
eine
Vorhalle
erreicht.
Die Abmessungen
betragen
10,80 bezw. 24,0 m bei
einer
lichten
Höhe von
6,50 m.
Für
den Sängerchor
ist an der den Eingangstüren
gegenüberliegenden
Stinrwand
ein
4,50 m
breites
erhöhtes
Podium
geschaffen
worden,
welches
die ganze
Breite
des
Saales einnimmt.
In
der
Mitte des Podiums
an der Abschlusswand
des Fest¬
saales
hat die Orgel,
ein Geschenk
ehemaliger
Schüler
der Anstalt,
Aufstellung
gefunden,
während
ein
Rednerpult
in
der
Mitte
des
Abschlusses
des
Sängerpodiums
gegen
den
übrigen
Raum vorgesehen
ist.
Von
den drei
geschmiedeten
Bronzekronleuchtern
ist der
vordere
eine Stiftung
der St. Georgenbrüderschaft
in Elbing.
Der Festsaal
ist mit einem
2,20 m
hohen
Holzpaneel
und
Stabfussboden
versehen.
Hinter
dem
Festsaal
liegt
die
Balgenkammer,
von
welcher
aus
der
Antrieb
der Orgel
auf elektrischem
Wege
erfolgt.
Gesangsaal.
Neben dem Festsaal
und
mit ihm verbunden
liegt
der
Gesangsaal.
Er
hat eine
/
Länge
von
16,70 m und
eine Breite
von 5,90 m.
Physik=Räume.
Die
Räume
für
den Unterricht
in
der
Physik
liegen
im
1. Obergeschoss.
Sie
bestehen
aus
dem
Lehrzimmer,
dem
Vorbereitungsraum,
dem
Sammlungsraum,
dem
Arbeitszimmer
und
einer
geräumigen
Dunkelkammer
neben
letzterem.
Das Lehrzimmer
liegt
nach
Süden.
Durch
die Fensterwand
ist der Heliostat
geführt.
Die Bänke
sind auf
einem ansteigenden
Podium
aufgestellt.
Im 2. Obergeschoss
ist
an
den massiven
Pfosten
des
Abschlussgeländers
der
Haupttreppe
eine
Pendelaufhängevorrichtung
angebracht
worden.
Die Pendelhöhe
der
freien Durchsicht
des Haupttreppenhauses
beträgt
16,60 in.
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